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Zu Rückwärts im Training und Umgang mit Pferden

Zunächst bin ich der Meinung, dass es sich sehr lohnt, Rückwärts sehr ausführlich zu trainieren und als Richtung zu entwickeln. Ein Pferd bewegt sich in 6 Richtungen: vor, rück, links, rechts, hoch und runter. Es ist sehr ratsam, alle Richtungen gleichermaßen zu nutzen und zu entwickeln. So erhält man ein mental und körperlich gut versammeltes bzw. gesammeltes Pferd. Denn der beste Zustand, den man erreichen kann ist, wenn das Pferd bereit ist, sich mit und für uns zu jedem Zeitpunkt in alle Richtungen zu bewegen.

Als Strafe sollte Rückwärts nicht dienen, höchsten als Erinnerung, z.B. besser auf Abstand zu gehen und respektvoll zu sein. Strafe als solches, sollte es generell im Training nicht geben, sondern nur Erklärungen, Erinnerungen, Aufforderungen und Überzeugungen. Dafür ist eine sehr gute und positive innere Einstellung nötig.

Gut gefragtes und ausgeführtes Rückwärts-Training hat sehr viele positive Auswirkungen auf Respekt und Vertrauen, Verständnis z.B. für Begrenzungen wie zurückweichen von Zügeldruck (Basiskontrolle), sowie die körperliche Fitness. Es spricht enorm die Hinterhandkräftigung an, fördert das Rückenaufwölben und stärkt die Koordination der Beine.

Ich empfehle, Rückwärts in verschiedensten Variationen zu üben. Ruhiges, super leichtes Rückwärts, längeres Rückwärts und auch sehr schnelles Rückwärts. Auch durch und über Hindernisse, in Engpässen und verschiedensten Herausforderungen, so dass es zuverlässig und selbstverständlich immer und überall zu fragen ist. Wenn ein Pferd z.B. bereit ist, sich in viele Hindernisse und Schrecksituationen (Planen, Stangen, Engpässe etc.) rückwärts bewegen zu lassen, wird es automatisch in stressigen Situationen nicht mehr so viel nach vorne drängeln oder wegrennen.

Weiterhin sollte es viele Einwirkungen geben, die ins Rückwärts wirken können, wie z.B. die Körpersprache am Boden mit Raum einnehmen, unter dem Sattel mit Sitzhilfe. Aber auch Zügeldruck, Berührungsauffoderungen (z.B. an der Brust), Gertendruck, Seilschütteln, Druck von einem Halsring und Stimmkommandos sind wertvolle Hilfengebungen für Rückwärts.

Insbesondere für alle Arten von Stopps oder sonstigen Vorwärts begrenzenden Aufforderungen ist ein gutes Rückwärts unerlässlich. Beim Reiten kann man auch sagen, dass sich ein Pferd, wenn es darauf ankommt, nur so gut bremsen und damit in seinem Tempo kontrollieren lassen wird, wie es der Qualität der Rückwärtseinwirkungen entspricht. D.h. „Schlechtes Rückwärtsweichen = schlechte Bremse und schlechte Tempokontrolle“.

Wenn sich ein Pferd am Boden vom Mensch sehr gut Rückwärts bewegen lässt, wird es sich von diesem auch jederzeit ausbremsen lassen, nicht in ihn hineindrängeln und nicht beißen oder ähnliches respektloses Verhalten zeigen. Es ist somit auch eine wichtige Erziehungsrichtung. Ich konnte in der Arbeit mit mittlerweile schon vielen Hunderten von Pferden sehr oft spüren, dass der Spruch „Geht Dein Pferd für Dich sehr gut rückwärts und seitwärts, tut es alles andere auch sehr gut für Dich“ sehr wahr ist.

Viel Spaß & Erfolg beim RÜCKWÄRTS – Training wünscht Euch Thomas Günther!

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