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Die pro ride Leitsätze

Hier findest Du unsere pro ride Leitsätze, die Dich in Deinem Verhalten und im Training unterstützen sollen. Nimm Dir für jeden Tag einen Leitsatz mit auf den Weg und versuche, ihn umzusetzen und Du wirst merken, wie das hilft, besser und sicherer im Umgang und im Training mit Deinem Pferd zu werden.

Wir wünschen Dir viel Spaß und Erfolg dabei!

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Es gibt nur „Richtig & Falsch“ und nicht „Lieb & Böse“.

Wir Menschen neigen dazu, Pferde in Bewertungs-Schubladen zu stecken. Wir wollen Pferde bzw. ihr Verhalten oft in „lieb“ oder „böse“ einteilen. Dies kann jedoch ein großer Fehler sein, der fatale Konsequenzen für unser Verhalten gegenüber dem Pferd bedeutet. Pferde können von Natur aus gar nicht „lieb“ oder „brav“ sein, da sie viele Verhaltensmuster zu ihrem Selbstschutz haben, die es ihnen nicht erlauben, „lieb“ zu sein. Im Umkehrschluss sind ihre Verhaltensmuster auch nicht „böse“, sie sind einfach nur natürlich für das Fluchttier Pferd. ​

Beispiel: Es ist völlig natürlich, dass ein Pferd die Hufe nicht geben möchte. Die Beine und Hufe sind ihm als Fluchttier eine Lebensversicherung. Es versucht von Natur aus z.B. durch Wegziehen und eventuell Treten sich zu schützen, wenn der Mensch die Hufe nehmen will. Das hat erst mal überhaupt nichts mit „böse“ zu tun. Wir müssen dem Pferd zeigen, dass es uns die Hufe geben kann und es darauf trainieren, im Hufe geben gut zu werden. ​

Von solchen natürlichen Verhaltensweisen, die wir nicht mögen, gibt es bei Pferden sehr viele, z.B.: sich nicht Anbinden lassen, nicht in den Anhänger gehen wollen, sich unreitbar verhalten, Scheuen u.v.m.​

Am meisten ist uns und dem Pferd geholfen, wenn wir Verhaltensweisen einfach nur in „Richtig & Falsch“ und/oder „Gewünscht & Unerwünscht“ einteilen. Ist in unseren Augen ein Verhalten (z.B. Steigen, Treten, Beißen, Rempeln,...) in einer bestimmten Situation „Falsch“ bzw. „Unerwünscht“, dann liegt es an uns, dies unser Pferd spüren zu lassen und das Verhalten durch Training/Übung auf Dauer zu ändern. Aussagen, wie „Das ist ein bösartiges Pferd“ sind im fairen Umgang mit Pferden inakzeptabel. Der Mensch wirkt auf das Pferd ein, er möchte etwas von ihm, umgekehrt will das Pferd aber grundsätzlich nichts von uns.

Es ist ganz alleine unsere Verantwortung Pferden „Richtig & Falsch“ bzw. „Erwünscht & Unerwünscht“ in ihrer natürlichen Logik zu erklären. Schaffen wir dies nicht, dürfen wir nicht dem Pferd die Schuld dafür geben. Aussagen, wie „Mein Pferd ist ganz lieb“ sind hier ebenfalls nicht angebracht, denn das würde ja bedeuten, wenn es mal einen Fehler macht oder in eine Situation kommt, auf die es nicht trainiert ist und natürliches Verhalten zeigt, würde es auf einmal „böse“ werden. Oft hören wir Sätze wie „Das Pferd ist total lieb, aber beim Reiten...“. Diese Aussagen bringen weder Pferd noch Reiter weiter.

Ein Pferd weiß im Hier und Jetzt entweder was es tun soll oder nicht. Der Mensch muss es regeln, wenn das Pferd was Falsch versteht oder etwas nicht richtigmachen möchte. Und wie immer müssen wir dafür mit Verständnis, Vertrauen und Respekt arbeiten und umgehen können.

Ein Pferd ist also korrekt ausgedrückt nicht „lieb“ oder „brav“, sondern „verhält sich erwünscht“, „macht es richtig“, „hat es verstanden“ und/oder „ist gut trainiert“. Ein Pferd ist damit auch nie „böse“, „doof“ oder „scheiße“, sondern „verhält sich unerwünscht“, „macht es (noch) falsch“, „hat es nicht verstanden“ und/oder „ist nicht gut trainiert“.

2

Konsequenz ist Dein bester Freund, Inkonsequenz Dein größter Feind.

Es ist schwer, sehr konsequent zu sein. Doch es lohnt sich. Konsequenz hat nichts mit Härte oder Strenge zu tun, sondern mit Verlässlichkeit, Klarheit und Beständigkeit.

Pferde mögen Verlässlichkeit und testen diese. Sie brauchen unsere Verlässlichkeit und damit unsere Konsequenz, um uns Respekt und Vertrauen geben zu können. Pferde sind Gewohnheitstiere und werden gutes Verhalten aus Gewohnheit zeigen, wenn wir es durch Konsequenz zur Gewohnheit werden lassen.

3

Übe emotionale Kontrolle

Nur mit der Kontrolle über unsere Emotionen können wir eine sichere Kontrolle über unser Pferd erlangen und ihm eine starke Führung bieten.​

Der Verlust unserer emotionalen Kontrolle führt zum Verlust unserer Führungsqualitäten und vermittelt dem Pferd gegenüber Schwäche. Wir haben dann Angst, die Kontrolle zu verlieren und werden schwach. Dieen Kontrollverlust  versuchen wir dann gerne mit Schlichtungsverhalten (Gut zureden, Bestechung mit Leckerlis usw.) oder mit Aggression (Gewalt, übermäßigem Druck, Bestrafung usw.) zu kompensieren. Unser Pferd spürt dann unsere Ohnmacht und Verzweiflung, glaubt nicht mehr an unsere Führung und möchte sich von uns abwenden, flüchten oder selbst die Führung übernehmen. ​

Nur mit emotionaler Kontrolle sind wir für unser Pferd eine angenehme, sichere und verlässliche Führungspersönlichkeit und ein guter Partner

4

Ändere zuerst Dich selbst, dann wird sich auch Dein Pferd ändern.

Gefällt Dir ein Verhalten Deines Pferdes nicht, kannst Du es ändern. Dazu musst Du nur Dein Verhalten ändern. Denn Pferde tun einfach nur das, was man ihnen erlaubt zu tun bzw. was man ihnen immer wieder bestätigt.

Pferde und auch wir Menschen handeln gerne nach Mustern, die sich oft unbewusst manifestieren. Wir können im Gegensatz zu unserem Pferd reflektieren, uns Verhaltensmuster bewusstmachen und sie ändern. Beobachte Dich selbst in Deinem Handeln und Du wirst einen Weg finden, alles was Du anders haben möchtest zu ändern.

Ansonsten gilt: Tust Du das, was Du immer getan hast, bekommst Du das was Du immer bekommen hast.

Beispiel: Dein Pferd zieht sofort zum Futtertrog, wenn Du es in die Box bringst und abhalfterst. Du lässt Dein Pferd darauf hin immer gleich zum Trog, schimpfst vielleicht noch kurz, lässt es aber fressen. Verhältst Du Dich weiterhin wie gehabt, wird es bleiben wie gehabt.

Vorschlag für eine Änderung: Du bringst Dein Pferd in die Box, wendest es Dir zu und fängst das Abhalftern an. Sollte Dein Pferd dabei schon wegziehen wollen, „ziehst“ Du es wieder zu Dir und machst das Halfter wieder zu. Streichelst und bestätigst Dein Pferd dafür, dass es Dir zugewandt ist. Dann wiederholst Du den Vorgang bis Dein Pferd nicht mehr wegzieht. Nachdem Du es dann ganz abgehalftert hast, entlässt Du es zum Fressen. Nach ein paar Sekunden holst Du es wieder weg vom Futter und wiederholst den ganzen Prozess. Tust Du dies ein paar Tage lang, gewöhnst Du Deinem Pferd an, abzuwarten bis es zum Futter darf, sich entspannt abhalftern zu lassen, sich brav beim Füttern zu verhalten und nicht frech und respektlos zu werden.

Änderst Du Dein Verhalten nicht übst und festigst Du automatisch das Gegenteil. Der bzw. die Einzige, der bzw. die es in der Hand hat, bist Du.

5

Sei verlässlich für Dein Pferd.

Pferde wollen eine gute Führung und dazu gehört neben Klarheit, Bestimmtheit, Fokus, Konsequenz, Ruhe, Geduld, emotionaler Kontrolle, Balance, Feeling, Timing usw. insbesondere die VERLÄSSLICHKEIT. Das bedeutet, dass wir unsere Führungsqualitäten immer versuchen müssen zu bewahren. Unsere Aussagen und Einwirkungen müssen in allen Situationen Gültigkeit haben, egal, was auch passiert oder schiefgeht. Nur dann kann sich unser Pferd auf uns verlassen.

6

Verlierst Du die Geduld, verlierst Du Dein Pferd.

Verlieren wir in einer Sache mit unserem Pferd die Geduld werden wir die Einstellung unseres Pferdes zu dieser Sache verlieren, d.h. es wird nicht mehr versuchen, einen Fortschritt zu machen, sondern sich verweigern. Es ist sehr schwer immer die Geduld zu behalten, aber es lohnt sich. Passiert es uns doch mal (und es passiert garantiert jedem Menschen mal), dann sollten wir aus der Situation rausgehen und was anders machen. Haben wir uns wieder gesammelt und die Geduld in uns wiedergefunden, dann können wir zur geplanten Sache zurückkehren.

7

Wenn Du Dir die Zeit nimmst, die es braucht, braucht es nicht lange.

Haben wir eine entspannte innere Einstellung zur Dauer des Trainings für eine Übung die wir verbessern wollen, wird es deutlich weniger Zeit in Anspruch nehmen, als wenn wir es in möglichst kurzer Zeit erzwingen wollen.

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Du kannst es nicht geschehen machen, Du kannst es nur geschehen lassen.

Wir können ein Pferd nicht wirklich dazu zwingen, etwas zu tun, wir können nur warten bis es das Pferd tut. Mit Warten ist dabei nicht gemeint, dass man nichts tun darf. Es ist die innere Einstellung während wir unser Pferd einer Einwirkung aussetzen, darauf zu warten, bis das Pferd das Richtige tut und nur so viel Druck auszuüben, dass es versucht etwas zu tun.

Beispiel: Wir können ein Pferd physikalisch / mechanisch gesehen nicht in Bewegung setzen. Wir können nur einen Druck ausüben und es ihm unbequem machen, es nicht zu tun. Bewegen muss es sich aber letztendlich selbst.

9

Wenn etwas nicht klappt, musst Du oft nichts „Anderes“ tun damit es funktioniert, meist musst Du es nur „anders“ tun.

Damit ist gemeint, das man nicht die Lösung in Techniken und Methoden, sondern in seinen eigenen Verhaltensweisen suchen sollte. Wir müssen uns bemühen über Know-How, Balance (Koordination), Feeling und Timing besser zu werden und dürfen uns nicht einfach nur auf Übungsabläufe verlassen. Denn oft ist es wichtiger „WIE“ wir etwas tun, als „WAS“ wir tun.

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Beschäftige Dich immer wieder mit der Reduktion.

Um ein Pferd zu etwas zu bewegen, ist es wichtig die Energie aufzubringen, die man braucht um es zu erreichen. Doch wir sollten uns immer wieder mit der Reduzierung unserer Einwirkungen beschäftigen, egal ob bei der Bodenarbeit oder beim Reiten. Reduziere insbesondere das erste Gefühl, dass Du dem Pferd sendest, bevor deine „Druck-Hilfen“ zum Einsatz kommen. Dabei sind Konzentration und Focus besonders wichtig.

Beispiel: Du möchtest Dein Pferd beim Reiten Angaloppieren. Beginne mit dem inneren Bild dafür und dem Aufbau Deiner Körperenergie in der Körpermitte und versuche dann diese Energie als Impuls von Deiner Körpermitte über Dein Gesäß in Deine Beine und damit Deine Schenkelhilfen übergehen zu lassen. Und letztendlich lässt Du alle Energie raus, die nötig ist, um Dein Pferd anzugaloppieren. Dann wiederhole den Prozess solange, bis Dein Pferd immer früher und leichter auf Dich reagiert. Vielleicht kannst Du Dich soweit reduzieren, dass Du das Gefühl bekommst, Du musst nur noch an Galopp denken und Dein Pferd führt den Angalopp aus.

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Nimm' an, was Dir Dein Pferd beibringen will.

Jedes Pferd kann uns in verschiedenen Punkten besonders gut trainieren. Manche Pferde schulen uns z.B. sehr gut in Geduld, andere insbesondere in Konsequenz, manch eines in Gefühl oder im Dominanzverhalten. Jedes kann uns in irgendetwas besonders fordern und fördern. Wir müssen es nur annehmen. Wenn Du das tust, ist das einer der besten Wege, Dein HORSEMANSHIP auf ein höheres Level zu bringen. Nimm‘s an, pack‘s an.

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Wenn Du weißt, was Du tust, kannst Du tun, was Du willst.

Es ist sehr wichtig zu wissen, wie sich Dinge auswirken und was man mit Übungen oder einem bestimmten Verhalten erreicht oder beeinflusst. Ist uns bewusst was und wie wir es tun und kennen die Auswirkungen und Wechselwirkungen der Dinge, können wir vieles ausprobieren und wagen, ohne die Entwicklung unseres Pferdes zu gefährden. Dies erreichen wir natürlich nur mit viel Knowhow, Erfahrung, Übung, Konsequenz, Ausdauer und Offenheit. Aber es lohnt sich.

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